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"Oma isst Zement!" - Daniel Kratzte

Demenz ist eine Krankheit, die viele aus der eigenen Familie kennen. Oft sind es die Großeltern, die erkranken und sich plötzlich verändern. Vergesslichkeit ist nur ein Symptom. Das Sprachsystem kann angegriffen und das Wesen verändert sein. Diese Krankheit für unsere Jüngsten verständlich zu machen, ist allerdings gar nicht so schwierig, wie du jetzt denkst. Denn Kinder gehen meistens ganz offen mit solchen tiefgreifenden Themen um. Und da spreche ich aus Erfahrung. Meine Mutter ist selbst mit Mitte 50 an Demenz erkrankt. Kurz vor der Geburt meines Dreijährigen. Da es noch eine andere Oma gibt, merkt er natürlich, dass Oma A. ganz anders ist als Oma J. "Warum spricht Oma A. nicht?", "Warum spielt Oma A. nicht mit?". 

Als mein Sohn etwa 2,5 Jahre war, habe ich ihm erklärt, dass sie krank ist und damit anders. Man muss ihr Dinge mehr erklären und zeigen. Sie spricht nicht, singt aber gerne. Wenn wir die Oma aus dem Sauerland treffen, geht Sohnemann ganz natürlich aber rücksichtsvoll mit ihr um. Nimmt sie an die Hand und spricht mit ihr so einfühlsam, wie ich mit ihm. Ich merke immer wieder, dass ihn die Krankheit seiner Oma beschäftigt, auch wenn wir sie nicht regelmäßig treffen. Als er kürzlich um ein Hustenbonbon bat, meinte ich: "Die braucht man nur, wenn man keine Stimme hat und der Hals schmerzt." Er antwortete mir ganz trocken: "Dann muss Oma A. die Bonbons essen und sie kann wieder sprechen." Kinder überraschen uns oftmals, wenn wir uns mal wieder unnötiger Weise den Kopf zerbrechen. Deshalb ist es wichtig, unserem Nachwuchs auch schwierige Themen zuzutrauen. Es liegt an uns, diese verständlich zu erklären. Ein wunderbares Buch, das mit viel Liebe geschrieben wurde, ist "Oma isst Zement!" von Daniel Kratzke. Eine Geschichte über eine an Demenz leidende Oma und der offene Umgang mit der Krankheit. Ganz wundervoll und detailreich illustriert und gut verständlich sowie humorvoll erzählt. Trotz trauriger Thematik erwarten dich und dein Kinder einige Lacher. Meine persönliche Empfehlung.



Während das kleine Mädchen in ihrem Bett liegt, hört es seine Mutter zum Vater sagen: "Deine Mutter isst Zement!" Diese Aussage beschäftigt das kleine Kind und auf der Fahrt zur Oma fragt es den Papa: "Hat Oma vom Zementessen graue Haare bekommen?" Schnell klärt sich auf, dass es hier ein Missverständnis gab, denn die Rede war von Demenz. Papa erzählt, dass Oma's Gehirn nicht mehr ganz so gut funktioniert und sie manchmal etwas vergisst. Da erinnert sich das Mädchen an eine Situation zurück, die für sie so verständlicher wird. Denn die Oma hatte sie beim letzten Besuch nicht erkannt. In der Seniorenresidenz angekommen, genießt die Familie die gemeinsamen Momente, indem sie in Erinnerungen schwelgt. Denn an alte Zeiten können sich Betroffene noch gut erinnern. Oma selbst aber merkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt und befürchtet, dumm zu werden. Mit viel Liebe und Kuscheln wird die Großmutter aufgemuntert. Und schon geht es raus in den Park zum Unsinn machen. Denn dafür ist die Oma immer zu haben. Zwischendurch kommen wieder Momente, in denen die alte Dame bemerkt, dass etwas nicht ganz stimmt. Doch dann berappelt sie sich schnell wieder und die wundervolle gemeinsame Zeit geht weiter. Bis die Heimreise bevorsteht. Dann wird sich liebevoll verabschiedet und sich auf das nächste Treffen gefreut.


"Als wir Oma das letzte Mal besuchten,

war sie irgendwie seltsam. Oma fragte Mama,

wen wir ihr denn da noch mitgebracht hätten,

und zeigte mit dem Finger auf mich.

Das fand ich ganz komisch." 
(Zitat aus "Oma isst Zement!" von Daniel Kratzke)


Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Titel: Oma isst Zement!

Text: Daniel Kratzke

Illustrationen: Daniel Kratzke

Verlag: ars edition

ISBN: 978-3-7607-9994-0

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