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"Mein Schatten ist pink" - Scott Stuart

"Mein Schatten ist pink" von Autor und Illustrator Scott Stuart hat mich schon im ersten Moment gepackt. Es passiert selten, dass mich mich ein Bilderbuch für Kinder tatsächlich so berührt. Allzu schnell und schon in der Kindheit lernen wir, andere und auch uns selbst Schubladen zuzuordnen. So setzen wir uns unsichtbare Grenzen, die uns die Vielzahl an Möglichkeiten zunichte machen. Uns unserer Freiheiten berauben. Doch wer möchte tatsächlich in eine Schublade passen und allen Klischees gerecht werden, nur um den Rollenerwartungen anderer gerecht zu werden?

Sollten wir nicht selbst unsere eigene persönliche Geschichte schreiben? Mit mehreren Kapiteln? Vielen spannenden Momenten? Höhen und Tiefen und einigen Umwegen? Die Welt hat so viele Farben und Schattierungen. Warum sollten wir uns für nur eine entscheiden? Mischen wir die Töne, kann sogar Großartiges entstehen. Meinen beiden Jungs wünsche ich von Herzen, dass sie die Möglichkeit haben, sich frei entfalten zu können. Was auch immer sie interessieren mag. Wer auch immer sie sein möchten. Das einzige, was zählen sollte, ist ihr Glück. 


In "Mein Schatten ist pink" von Scott Stuart entspricht ein Junge, die Hauptfigur, nicht den Erwartungen, die die Allgemeinheit an ein männliches Kind seines Alters hat. Im Gegensatz zu seinem Vater, der Stärke und 'Männlichkeit' repräsentiert und dessen Schatten natürlich die Farbe blau trägt, ist der des Jungen pink. Statt für Autos, Technik und Fußball, interessiert sich unser Protagonist für Glitzer, Tanzen und Prinzessinnen. Er fällt aus dem Rahmen eines klischeebehafteten Jungenbildes.

 

Einen Tag bevor er die neue Schule besucht, plagen den Jungen große Sorgen, er könne von seinen Mitschülern ausgelacht und nicht akzeptiert werden. Trotz seines Unbehagens beschließt er, sich selbst treu zu bleiben und erscheint am nächsten Tag im Kleid. Überraschte Gesichter starren ihn an. Enttäuscht und verängstigt, ergreift der Junge die Flucht und beschließt gleichzeitig, nie wieder seinen pinken Schatten der Öffentlichkeit zu präsentieren.

 

Doch dann erblickt er im Türrahmen einen großen, starken Mann - im Glitzerrock. Sein Vater! Voller Liebe und mit ganz viel Einfühlungsvermögen spricht dieser seinem Sohn Mut zu, zu sich selbst zu stehen. Wer ihn nicht akzeptiere, und zwar mit pinkem Schatten, sei seine Freundschaft nicht wert. Schließlich machten seine besonderen Eigenschaften und Vorlieben den Jungen aus und damit zu einem ganz besonderen Menschen.

 

Autor Scott Stuart schrieb die Geschichte übrigens, nachdem sein dreijähriger Sohn gehänselt wurde. Allein aus dem Grund, weil er im Kindergarten ein Kleid der Eiskönigin Elsa, getragen hatte. Geschichte und auch Motivation des Schriftstellers berühren mich. Nächstenliebe, Toleranz und Selbstliebe werden hier groß geschrieben. Ein Buch, das dazu aufruft, sich Widerständen entgegen zu stellen und sich selbst immer treu zu bleiben. Ein ganz bezauberndes Bilderbuch!



"Mit sanfter Stimme sagt er zu mir:

'Zieh das Kleid wieder an,

es passt zu dir!

Dein Schatten ist pink.

Nun hör mir gut zu:

Das ist nicht nur ein Schatten,

das bist

wirklich du.'"
(Aussage des Vaters, Zitat aus "Mein Schatten ist pink" von Scott Stuart)


Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Titel: Mein Schatten ist pink

Text: Scott Stuart

Illustrationen:Scott Stuart

Verlag: Coppenrath

ISBN: 978-3-649-63996-1

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