Wir alle nehmen von klein an im Leben eine bestimmte Rolle ein. In der Regel sogar mehrere gleichzeitig, die miteinander koordiniert werden müssen. Von der Tochter über die Mutter bis hin zur Angestellten oder aber auch Arbeitgeberin. An jede Rolle sind bestimmte Erwartungen geknüpft. So muss eine Mutter möglichst permanent funktionieren: sich um die Kinder kümmern, den Haushalt schmeißen, ihrer Arbeit nachgehen, Termine wahrnehmen und im Blick behalten, am besten stets gut gelaunt und ausgeschlafen sein und so vieles mehr. Ich denke, ich spreche dir da aus der Seele, wenn ich behaupte: Nicht immer können wir diesen Erwartungen an eine bestimmte Rolle gerecht werden.
Und genauso geht es auch dem liebenswürdigen, aber sehr traurigen Protagonisten Elias in dem lesenswerten Kinderbuch "Elefanten weinen nicht" von Gesa Neitzel und Julian Meyer. Dem alten Elefantenbullen ist zum Weinen zumute, weil er zu alt ist, um weiterhin seine Herde zu begleiten. Doch von einem großen starken Elefanten wird nunmal Tapferkeit erwartet. Elefanten weinen eben nicht. Aber ist das richtig? Habe ich meine Gefühle zu verbergen, nur um mein Umfeld, die Gesellschaft zufriedenzustellen? Dazu haben Gesa Neitzel und Julian Meyer eine ganz klare Meinung. Natürlich nicht. Schließlich ist jeder von uns ein Individuum und oftmals halten sich, wie sich im Laufe der Geschichte des Carlsen-Verlages zeigt, die wenigsten tatsächlich an die Erwartungen ihrer Außenwelt. "Elefanten weinen nicht" beinhaltet eine wichtige Botschaft, die wir schon früh an unsere Kinder weitergeben sollten. Sei du selbst! Lass dich nicht unterkriegen und tu, was dir gefällt! Egal, was die anderen sagen. Oft wollen sie ja nur von sich selbst ablenken oder sind neidisch, weil sie selbst nicht den Mut haben, für sich einzustehen. "Elefanten weinen nicht!" ist ein wunderschönes Mutmachbuch, geschrieben von Gesa Neitzel und illustriert von Julian Meyer, das uns - klein und groß - sehr begeistert.
Zur Geschichte von "Elefanten weinen nicht": Elias, der alte Elefant, ist todunglücklich und einsam. Ihm ist zum Heulen zumute, als er auf die emphatische kleine Manguste Matti trifft. Die Schleichkatze macht dem riesigen Vierbeiner direkt klar, dass es absoluter Blödsinn sei, seine Gefühle zu unterdrücken, nur weil es andere von ihm erwarteten. Auch große Rüsseltiere wie er dürften doch weinen. Matti selbst sei auch vollkommen egal, was andere von ihm hielten. Außerdem gäbe es viele andere Tiere, die auf die Erwartungen anderer pfeifen, zwitschern oder tröten würden. Um den Elefanten zu überzeugen, nimmt die Manguste Elias am Rüssel und führt ihn zu verschiedenen Tieren, die sich ganz anders verhalten, als von ihnen erwartet wird. Ob Löwe oder auch Nilpferd. Irgendwann ist auch Elias überzeugt, dass es gar nicht so schlimm ist, die Meinungen anderer nicht ernst zu nehmen und man selbst zu sein. Denn gerade dann, können sich auch zwei Wesen, wie ein Elefant und eine Manguste, anfreunden, die nicht unterschiedlicher sein könnten.
"'Langusten und Elefanten sollen keine Herde sein', sagt Elias.
Und lächelnd fügt er hinzu: 'Aber zum Glück ist mir das egal!'"
(Zitat aus "Elefanten weinen nicht" von Gesa Neitzel und Julian Meyer)
Altersempfehlung: 3-7 Jahre
Titel: Elefanten weinen nicht
Text: Gesa Neitzel
Illustrationen: Julian Meyer
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3-551-52175-0
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